Tabula rasa für Deutschland als Gewerbestandort

Seit Monaten schwächelt die deutsche Wirtschaft, und die einzige Reaktion der Bundesregierung scheint darin zu bestehen, über die Ursachen der Abschwächung zu diskutieren. Einige glauben, dass es sich nur um einen vorübergehenden Wirtschaftsabschwung handelt. Bundeskanzler Olaf Schulz hält die Diskussionen über die Situation für übertrieben. Die meisten Menschen sehen darin jedoch ein strukturelles Problem, das auf hohe Steuern, unzureichende Investitionen, übermäßige staatliche Eingriffe und Bürokratie zurückzuführen ist.

Selbst der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Frascher, der zuvor die optimistische Haltung vertrat, scheint seine Position zu ändern. Diesen Eindruck hinterließ zumindest sein Auftritt auf der Coface-Konferenz in Mainz. Er äußerte scharfe Kritik an Investitionshemmnissen, auf die die FDP und Wirtschaftsverbände immer wieder hingewiesen hatten. Zu diesen Problemen gehören hohe Steuern, eine schwache Infrastruktur, unzureichende Anreize für Kreativität, eine unzureichende digitale Transformation, ein Mangel an Fachkräften sowie eine Bürokratie, die Genehmigungsprozesse verzögert, verteuert und erschwert.

Es ist notwendig, das Denken und Handeln neu zu bewerten

Frascher vergleicht die Situation mit 1997 und der sogenannten Rock (Gault)-Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog. Herzog sprach von einer „erstaunlichen psychischen Depression“ und betonte, dass dafür nicht nur ein politischer Wandel, sondern auch ein grundlegender Wandel der Einstellungen in Politik, Wirtschaft und Bürgern hin zu mehr Initiative, Risikobereitschaft, Ehrgeiz und Toleranz erforderlich sei. Persönliche Verantwortung, Wachstum und Dynamik in der Wirtschaft anzukurbeln.

Solch ein Neuanfang oder ein Neuanfang erfordert eine Neubewertung des bisherigen Denkens und Handelns. Die Politik muss mit gutem Beispiel vorangehen und zunächst ihre eigenen Defizite beseitigen, die Investitionen, Innovation und Infrastruktur behindern und belasten. In den 1990er Jahren wurde die Bundesregierung dazu durch die Hartz-Reformen ermutigt, die im Widerspruch zu den bisherigen politischen Überzeugungen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands standen und eine langfristige wirtschaftliche Dynamik in Gang setzten.

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Subventionen kürzen

Angesichts der aktuellen Steuerprognosen, die weitaus geringere Staatseinnahmen als erwartet voraussagen, wird es derzeit schwierig sein, einen politischen Wandel in großem Maßstab herbeizuführen, wodurch die für den Betrieb des Systems erforderlichen Mittel knapp werden. Aber vielleicht ist das das Beste. Ifo-Präsident Clemens Fuest schlägt eine pauschale Kürzung aller Subventionen um 15 % vor, was angesichts der aktuellen Wirtschaftslage und der strukturellen Pattsituation angemessen sein könnte. Die Mittel sollen ausschließlich zur Steigerung der Investitionen verwendet werden. Dies ist ein kluger Schachzug, denn angesichts der in den verschiedenen Parteien vertretenen Interessengruppen wird es schwierig sein, sich auf einzelne Kürzungen in der aktuellen Koalitionsregierung zu einigen. Selbst wenn sie es täten, würden nur die Erdnüsse gerettet.

Das würde Deutschland einen echten Schock versetzen. Dies wird zeigen, dass Berlin in der Lage ist, unkonventionelle Wege zu gehen, um die Pattsituation zu überwinden. Das Vertrauen ausländischer Investoren in den Wirtschaftsstandort wird zurückkehren. Vielleicht werden viele hochqualifizierte Menschen ihr Selbstvertrauen zurückgewinnen und aufhören, ihr Glück im Ausland zu suchen. Deutschland könnte zum Zielland für eine größere Zahl qualifizierter und spezialisierter Arbeitskräfte werden, um zu seiner Modernisierung beizutragen. Andererseits wird es auch nach innen wirken und zu einem Mentalitätswandel, insbesondere bei jungen Menschen, beitragen. Studien deuten darauf hin, dass sie unter Zukunftsängsten leiden. Ihr Selbstvertrauen wird wiederbelebt.

Der Arbeitsplatz wird nicht durch die Einbindung der Bürger in Sozialleistungen modern. Vielmehr muss die Gesellschaft den Wandel proaktiv annehmen. Genau das haben die Deutschen vergessen, meinte der Münchner Soziologe Armin Nassihy auf der Coface-Konferenz. Es fehlt ihnen die Lust am Risiko und der spielerische Umgang mit neuen Dingen. Oder wie KI-Experte Feo Die deutsche Gesellschaft hat sich so wohl gefühlt, dass sie für völlig neue Geschäftsmodelle noch nicht bereit ist. Der Schock der Unterstützung könnte sie aufwecken.

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