Die wirtschaftliche Schwäche Deutschlands gibt in den Nachbarländern Anlass zur Sorge

Geschrieben von Rene Wagner und Maria Martinez

BERLIN (Reuters) – Die wirtschaftliche Schwäche Deutschlands sorgt in den Nachbarländern von der Schweiz bis Polen für Besorgnis und veranlasst einige ausländische Ökonomen dazu, Reformen in der größten Volkswirtschaft der Eurozone zu fordern, um eine Ausbreitung des Problems zu stoppen.

Der Internationale Währungsfonds senkte seine Prognose für das deutsche BIP-Wachstum um jeweils 0,3 % für die Jahre 2024 und 2025. Das Land rechnet nun mit einem Wachstum von lediglich 0,2 % in diesem Jahr, dem schwächsten unter seinen großen Mitbewerbern in der Eurozone.

„Ohne Konjunkturimpulse aus Deutschland wird Österreich in Schwierigkeiten geraten“, sagte Gabriel Felbermeier, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung und des WIFO.

Deutschland ist Österreichs wichtigster Handelspartner. Laut Felbermeyer gehen knapp 30 % der Exporte an den viel größeren Nachbarn, was 12 % des österreichischen BIP entspricht.

Im Jahr 2023 ging das bilaterale Handelsvolumen zwischen Deutschland und Österreich um 8 % zurück.

„Das bedeutet, dass die Schwäche Deutschlands direkte negative Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft hat“, sagte Felbermeier. „Vor allem der Maschinenbau, die Chemie, die Metallurgie und die Automobilbranche sind von der deutschen Wirtschaft abhängig.“

Ähnlich verhält es sich in der Schweiz, wo Deutschland auch der wichtigste Handelspartner ist.

„Wenn Deutschland einen Schluckauf hat, merkt das auch die Schweiz“, sagt Martin Mosler, Leiter der Abteilung Fiskalpolitik am Schweizerischen Institut für Wirtschaftspolitik (IWP).

Die Schweizer Exporte nach Deutschland gingen im ersten Quartal um 1,1 % zurück, nachdem sie bereits Ende 2023 rückläufig waren.

„Das betrifft mehrere Branchen – von Luxusuhren bis hin zu Vorprodukten, die viele hochspezialisierte KMU (kleine und mittlere Unternehmen), etwa aus der Elektronikindustrie, nach Deutschland liefern“, sagte Moser.

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Lieferketten

In Polen war der Industriesektor von der Rezession, die Deutschland im vergangenen Jahr erlebte, betroffen.

Die Produktion in energieintensiven Industrien wie der Chemie oder dem Metallguss sei seit der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 um etwa 15 bis 20 Prozent geschrumpft, sagte Pawel Sliewowski, Direktor des Polnischen Wirtschaftsinstituts (PIE).

„Diese Branchen sind eng in die deutschen Lieferketten eingebunden“, sagte er.

Gleichzeitig kam es bei den Konsumgüterproduzenten nur zu einer sehr bescheidenen Ausweitung der Tätigkeit.

„Die Produktion von Möbeln oder anderen Haushaltsgeräten ist aufgrund der geringeren Auslandsnachfrage seit 2022 weitgehend unverändert geblieben“, sagte Sliwowski.

Im Durchschnitt gehen 27 % der gesamten polnischen Exporte nach Deutschland.

„Aus polnischer Sicht besteht die angemessenste Politik der deutschen Regierung darin, die öffentlichen Investitionen zu erhöhen“, sagte Sliewski.

Ähnlich appellierte Wifo-Direktor Felbermayr.

„In Deutschland muss die Investitionstätigkeit wieder anlaufen. Dazu bedarf es wirksamer kurzfristiger Impulse“, sagte er und fügte hinzu, dass Berlin auch mehr Anstrengungen unternehmen müsse, um das langfristige Wachstum wieder auf Kurs zu bringen.

„Besonders wirksam dürfte es sein, wenn darin eine ambitionierte Vertiefung des EU-Binnenmarktes für Finanzdienstleistungen, Energie und Telekommunikation gefordert wird“, sagte Felbermeier.

(Berichterstattung von Maria Martinez und Rene Wagner; Redaktion von Gareth Jones)

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