Sonntag, 3. März 2024 um 9:00 Uhr
Dr. Rainer Zitelmann ist ein deutscher Historiker, Soziologe und Autor. Sein neuestes Buch ist „The Power of Capitalism“. In unserer exklusiven Serie enthüllt Zitelman überzeugende Beweise dafür, dass Kapitalismus und Marktwirtschaft Milliarden aus der Armut befreit haben. Heute schreibt er über Deutschland.
Deutschland ist unbeabsichtigt zum Schauplatz eines groß angelegten Experiments geworden, mit dem ermittelt werden soll, ob Menschen in einer staatlich kontrollierten Wirtschaft oder in einer freien Marktwirtschaft bessere Erfolgsaussichten haben. Die Teilung Deutschlands in zwei Staaten war nicht Teil des ursprünglichen Plans der Besatzungsmächte, sondern eine Folge des Kalten Krieges, der zwischen der Sowjetunion und den Westalliierten ausbrach.
Die Kommunistische Partei entwickelte sich schnell zur dominierenden politischen Kraft im Osten. Trotz der Behauptung, dass „es ein Fehler wäre, Deutschland das Sowjetsystem aufzuzwingen“, geschah genau das in den folgenden Jahren. Wie in der Sowjetunion selbst wurde die Wirtschaft in der sowjetisch besetzten Zone zunehmend von Regierungsbeamten geplant.
Im Gegensatz zu der erklärten Absicht des Regimes, die westdeutsche Wirtschaft zu überholen, lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Ostdeutschland (auch als Deutsche Demokratische Republik bekannt) Ende der 1950er Jahre immer noch 12 Prozent unter dem Vorkriegsniveau und 50 Prozent unter seinem Gegenstück im Westen Deuschland. Pro-Kopf-Verbrauch. Immer mehr Menschen flohen aus dem sozialistischen Osten in den kapitalistischen Westen. Im August 1961 unternahm die ostdeutsche Führung den verzweifelten Schritt, eine Mauer zu errichten, um zu verhindern, dass sich noch mehr Menschen den 2,74 Millionen Menschen anschlossen, die seit 1949 bereits die DDR verlassen hatten.
In Westdeutschland führte Wirtschaftsminister Ludwig Erhard die Marktwirtschaft ein. Der wirtschaftspolitische Kurs von Erhards Marktwirtschaftsinitiative förderte das „Wirtschaftswunder“ der Bundesrepublik wirksamer als der Marshallplan, der der notleidenden Bevölkerung Europas nach dem Krieg Hilfe leistete. Von der gesamten Programmgröße von 13,1 Milliarden US-Dollar gingen etwa 25 Prozent an das Vereinigte Königreich, weitere 20 Prozent an Frankreich und jeweils 10 Prozent an Westdeutschland und Italien.
Zum Zeitpunkt der Erhebung im Jahr 1989 besaßen 67,8 Prozent der Westdeutschen ein Auto, im Vergleich zu nur 54,3 Prozent der Ostdeutschen. Westdeutsche Autos – BMW, Mercedes, Volkswagen usw. – waren von viel höherer Qualität als ostdeutsche Trabant- und Wartburg-Modelle. Während Westdeutsche jederzeit die Möglichkeit hatten, ein Autohaus aufzusuchen, um ein im In- oder Ausland produziertes Auto zu kaufen, mussten Ostdeutsche 12,5 bis 17 Jahre auf ihr Auto warten.
1989 besaßen 12 Prozent der Ostdeutschen einen Computer, in Westdeutschland war der Anteil dreimal so hoch (37,4 Prozent). In der Deutschen Demokratischen Republik verfügten nur die Häuser der wenigen Glücklichen – 16 % der Gesamtbevölkerung, überwiegend Beamte und hohe Beamte – über Telefone. In ganz Westdeutschland erreichte die Abdeckung 99,3 Prozent.
Nirgendwo war der Unterschied zwischen den beiden Wirtschaftssystemen deutlicher als auf dem Immobilienmarkt. Die Deutsche Demokratische Republik fror die Mieten ein, wie es bereits Adolf Hitler getan hatte. 1989, am Ende der Deutschen Demokratischen Republik, wurden noch 65 Prozent aller Wohnungen mit Kohleöfen beheizt, 24 Prozent hatten keine Toiletten und 18 Prozent kein Badezimmer. Bis zu 40 Prozent der Wohngebäude wurden schwer beschädigt, 11 Prozent waren völlig unbewohnbar.
Auch im Bereich des Umweltschutzes gibt es einen Vergleich zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und Westdeutschland hinsichtlich der Überlegenheit des Kapitalismus. Tatsächlich war einer der größten Klimakiller der Welt das Land, das den Kapitalismus abgeschafft hat – die Deutsche Demokratische Republik. Im Jahr 1989 emittierte die Deutsche Demokratische Republik mehr als das Dreifache an Kohlendioxid2 pro BIP-Einheit im Vergleich zu Westdeutschland.
Obwohl die Marktwirtschaft Westdeutschlands sehr erfolgreich war, löste sich das Land zunehmend von der Politik Ludwig Erhards und der Staat griff immer stärker in die Wirtschaft ein. Deutschland hat sich Ende der 1990er Jahre von einer großen Wirtschaftsmacht in Europa auf einen niedrigen Platz in der Wirtschaftswachstumstabelle gewandelt. Die hohen Arbeitslosenquoten verdeutlichten die Notwendigkeit einer dringenden Antwort auf ein Problem, das dem damaligen sozialdemokratischen Bundeskanzler Gerhard Schröder seit langem bewusst war. Zwischen 1999 und 2005 wurde der Spitzensteuersatz schrittweise von 53 Prozent auf 42 Prozent gesenkt und der Arbeitsmarkt liberalisiert. Mehr Markt, weniger Staat wurde bald zum Mantra.
Doch die marktwirtschaftlichen Reformen in Deutschland sind mittlerweile über zwanzig Jahre alt. Unter Angela Merkel wurden keine weiteren Reformen umgesetzt. Ganz im Gegenteil. Schröders Reformen wurden teilweise rückgängig gemacht. Unter dem Motto, den Klimawandel einzudämmen, verfolgte Merkel eine Politik, die die Rolle des Staates zunehmend stärkte und die Rolle des Marktes schwächte. Der derzeitige deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen verfolgt das genaue Gegenteil der Politik Ludwig Erhards. Immer mehr staatliche Regulierung bringt Deutschland in eine schwierige Lage und liegt heute am Schlusslicht der OECD-Wachstumstabelle.
„Studioso televisivo sottilmente affascinante. Organizzatore certificato. Imprenditore. Amichevole fanatico di Twitter. Fanatico della cultura pop. Appassionato di cibo.“