Die innenpolitische Ökonomie der Schuldenkontrolle in Deutschland

Die beiden Mitte-Links-Parteien der Ampelkoalition von Olaf Scholz, SPD und Grüne, sowie ihre Unterstützer in Medien und Wissenschaft machen in der Öffentlichkeit weiterhin viel Lärm für die Notwendigkeit eines deutschen Schuldenerlasses.

Dies wird bei den derzeit laufenden schwierigen Verhandlungen über den deutschen Haushalt für das kommende Jahr deutlich.

Die Sozialdemokraten und die Grünen führen diesen politischen Tanz auf, obwohl sie sich völlig darüber im Klaren sind, dass dieses Ziel innerhalb der nächsten zwei Jahre kaum zu erreichen ist.

Dies zu sagen ist einfach eine Frage des politischen Realismus und der Machtpolitik. Warum wird diese Tatsache dann nicht offener angesprochen? Denn es liegt nicht im Interesse beider politischer Lager, ehrlich gegenüber der Öffentlichkeit zu sein, geschweige denn gegenüber der Welt außerhalb Deutschlands.

Die CDU/CSU, die größte Oppositionspartei Deutschlands, hat derzeit kein Interesse daran, ihre bisherige Position der Ablehnung jeglicher Schuldenerleichterungen zu ändern. Dies wird jedoch erst geschehen, wenn die Bundesregierung wieder die Führung übernimmt. Die nächste Bundestagswahl ist für Herbst 2025 geplant.

Warum Schultz helfen?

Offensichtlich ist die Mitte-Rechts-Opposition nicht bereit, der schwächelnden Regierung unter Olaf Scholz Impulse zu geben.

Auch bei den Verhandlungen zur Regierungsbildung erwartet die CDU künftig komplexe Verhandlungen über einen etwaigen Schuldenerlass, voraussichtlich mit der SPD als ihrem damaligen Junior-Koalitionspartner. Da derzeit die Sozialdemokraten an der Macht sind, ist es politisch vorteilhaft, sich durch einen Deal jetzt keinen Verhandlungsvorteil zu verschaffen.

Dies gilt umso mehr, als auch deutlich wird, dass Grünen und Sozialdemokraten – so sehr sie sich derzeit auch als seriöse Verwalter öffentlicher Investitionen präsentieren – dem weiteren Ausbau des ohnehin schon reichen Sozialstaates in Deutschland zutiefst am Herzen liegen.

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Ein jetzt unter der Schirmherrschaft von SPD und Grünen ausgehandelter Schuldenerlass kann nicht eng genug sein, um einer weiteren Ausweitung des Konsum- und nicht des Investitionsanteils des deutschen Bundeshaushalts standzuhalten.

Ohne (vorgezogene) Wahlen gibt es jetzt keine Reform zur Schuldenreduzierung

Der einzig denkbare Weg für SPD und Grüne, die gewünschte Lockerung der Schuldenbremse so schnell wie möglich zu erreichen, besteht unter diesen Umständen darin, den Weg für Neuwahlen freizumachen.

Dies ist aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich. Erstens ist es unwahrscheinlich, dass Herr Schultz der Maßnahme zustimmt. Ein weiterer Grund besteht darin, dass die Abhaltung vorgezogener Neuwahlen für viele Mitglieder der Regierungskoalition ihrem materiellen Eigeninteresse zuwiderlaufen würde.

Ein großer Teil der aktuellen Bundestagsabgeordneten aus den Reihen der Sozialdemokratischen Partei und der Grünen fürchtet, nicht wiedergewählt zu werden. Es besteht auch das Problem, dass jegliche Superannuation Credits als Abgeordneter zumindest an die Bedingung geknüpft sind, dass eine volle Amtszeit von vier Jahren abgeschlossen ist.

Die andere Realität ist, dass eine große Gruppe jüngerer Mitglieder der derzeit im Bundestag vertretenen Regierungsparteien möglicherweise erhebliche Einkommenseinbußen hinnehmen muss. Eigentlich bin ichIn vielen Fällen ist es unwahrscheinlich, dass sie auf dem Arbeitsmarkt zumindest in absehbarer Zeit ähnlich hohe Einkommen erzielen werden wie jetzt als Abgeordnete.

Nachteil: Deutschland

Der Verlierer all dieser politischen Tricks ist die Bundesrepublik Deutschland. Das Land liegt bereits weit hinter dem Niveau zurück, das für die Umsetzung der lang erwarteten Strukturreformen erforderlich ist, und verfügt über eine lange Liste an Investitionen, die umgesetzt werden müssen.

Insgesamt sind die Argumente dafür, langfristige Investitionen zur Verbesserung des Wachstumspotenzials der deutschen Wirtschaft über den Bundeshaushalt zuzulassen, angesichts der relativ niedrigen Staatsverschuldung des Landes sehr überzeugend.

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Allerdings deuten die bisherigen Erkenntnisse darauf hin, dass große Teile etwaiger haushaltspolitischer Sondermaßnahmen (wie etwa des 100-Milliarden-Euro-Sonderhaushalts für Verteidigung) dann nicht für Investitionen verwendet werden, sondern durch rasant steigende Personalkosten aufgezehrt werden.

Die heuchlerischsten politischen Akteure in diesem Betrugsspiel sind die Führer der Sozialdemokratischen Partei von Olaf Schulz. Sie lassen nichts unversucht, um zu behaupten, dass die marode Infrastruktur Deutschlands der einzige Grund für die Sparpolitik der von Frau Merkel geführten sozialdemokratischen Parteien sei.

Praktischerweise ignoriert

Die Tatsache, dass die Sozialdemokratische Partei die meiste Zeit ihrer sechzehnjährigen Regierungszeit Koalitionspartnerin Merkels war, wird stets ignoriert. Auch die Tatsache, dass die SPD in den Merkel-Jahren auf Investitionen verzichtete und stattdessen auf eine stetige Erhöhung der Sozialausgaben drängte, wird ignoriert.

Der letzte Teil, um der künftigen deutschen Debatte über die Schuldenbremse die richtige Portion Realpolitik zu verleihen, betrifft die politische Position der CDU/CSU.

Ein großer Teil seiner Wähler hofft derzeit auf ein entschlossenes Handeln des künftigen Bundeskanzlers Friedrich Merz.

Vielleicht so. Allerdings lag die Hauptpriorität der CDU/CSU traditionell immer darin, ihre Machtansprüche und Ministerposten zu maximieren, statt kohärent in der Politik zu agieren.

Abschluss

Die Ermöglichung einer konstruktiven, aber ausreichend eingeschränkten Schuldenerleichterung durch durchsetzbare Beschränkungen der öffentlichen Investitionstätigkeit ist sicherlich ein erstrebenswertes Ziel.

Ob eine künftige CDU-Regierung, selbst unter der Führung von Friedrich Merz, den Weg der Haushaltsknappheit fortsetzen wird, ist eine offene Frage.

Dies gilt auch, wenn die CDU die Grünen zur Bildung einer Koalitionsregierung wählt. Wie die Sozialdemokraten hat sie einen starken linken Flügel und ist, was auch immer sie sonst noch behauptet, weitgehend auf die Ausweitung der Sozialausgaben konzentriert.

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