Deutschlands neues Mautsystem leidet unter steigenden Kosten und sinkender öffentlicher Unterstützung – The Irish Times

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz gewann 2021 mit einem einfachen Wahlversprechen die Macht: mehr Respekt für die traditionellen Wähler seiner Sozialdemokraten aus der Arbeiterklasse.

Seine neue Regierung hielt ihre Wohlfahrtsversprechen – einen höheren Mindestlohn und großzügige Rentenregelungen für Langzeitarbeiter – schnell ein, doch es braute sich eine Revolte wegen ihrer dritten Reform, dem Mautsystem, zusammen.

Vor zwei Jahren hat die SPD-geführte Koalition das bisherige, viel ungeliebte System abgeschafft, das Scholz 2005 als Bundesarbeitsminister eingeführt hatte.

Sein Vorgehen mit Zuckerbrot und Peitsche gegenüber Arbeitslosen – einschließlich Lohnkürzungen für Arbeitssuchende, die einen Job ablehnten – wurde von vielen als empörend empfunden.

Neun Monate nach seiner Einführung im Januar 2005 war das neue Mautsystem so unpopulär, dass es zum vorzeitigen Sturz der SPD-geführten Regierung beitrug.

Im Juli 2022 wurde ein neues System – das Bürgergeld – mit dem Versprechen eines „menschenwürdigen Existenzminimums“ eingeführt.

Zwei Jahre später mehrt sich die Kritik, dass das neue Regime eine Überreformation darstellt, mit weniger berufsbezogenen Tests und keinen Sanktionen. Auch die Kostensorgen wachsen: Die 5,5 Millionen Empfänger geben derzeit jährlich fast 46 Milliarden Euro aus, fast sechs Prozent des gesamten Bundeshaushalts. Das inflationsdämpfende Grundgehalt ist in den letzten drei Jahren um 26 Prozent auf 564 Euro im Monat gestiegen.

Zusammen mit Wohnraum und anderen Ansprüchen schrumpft die Kluft zwischen Sozialhilfe und Einstiegsbeschäftigung oder verringert sich bereits, wobei die Durchschnittslöhne ab 2021 nur um 12 Prozent steigen.

Ein weiterer drängender Punkt: Mehr als 700.000 ukrainische Staatsbürger in Deutschland haben automatisch Anspruch auf volles Arbeitslosengeld, ohne in das System einzuzahlen.

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Abgesehen von Ausgaben und Neuankömmlingen machen sich Experten Sorgen darüber, wie das neue System mit Menschen umgeht, die arbeiten könnten, aber nicht arbeiten, insbesondere mit den geschätzten 260.000 Langzeitarbeitslosenhilfeempfängern im Alter zwischen 25 und 45 Jahren.

„Sie erfüllen alle Kriterien, um eine Anstellung zu finden, und auf diesem Niveau ist die Lage nicht nachhaltig“, sagte Frank Jürgen Weiß, ehemaliger Chef der Bundesagentur für Arbeit, dem Magazin „Der Spiegel“.

Genau zwei Jahre, nachdem sie ihre 20-jährigen Wohlfahrtsgespenster ausgetrieben hat, ist die SPD wieder einmal darüber verärgert, wie großzügig – oder hart – sie mit Arbeitslosen umgehen soll.

„Der Name Bürgergeld erweckt den Irrglauben, dass es sich um eine Art Grundeinkommen handelt, das allen offensteht“, sagte ein hochrangiger SPD-Politiker gegenüber der Irish Times, „deshalb sollten wir zumindest den Namen ändern.“

Zwei Jahrzehnte, nachdem Scholes‘ letzte Mautreform ihn einen Ministerposten gekostet hatte, wies der Kanzler die Rede von einem Déjà-vu zurück und bestand darauf, dass das neue System reformiert werden könne.

„Deutschland hat mit einem Mangel an Fachkräften zu kämpfen, daher ist eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt als Empfänger von Bürgerzulagen erforderlich“, sagte er und kündigte letzte Woche eine Reform der Regeln an.

Da erwartet wird, dass die SPD bei drei Landtagswahlen im kommenden September schlecht abschneiden wird, ist das Zeitfenster für Veränderungen klein. Vor den Bundestagswahlen ein Jahr später.

Letzten Monat verzeichnete die Partei mit nur 13,9 Prozent der Stimmen ihr schlechtestes Wahlergebnis bei der Europawahl, und nur 27 Prozent der Wähler sagen, die SPD sei Deutschlands effektivste Partei in Fragen der sozialen Gerechtigkeit.

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Die oppositionelle Christlich-Demokratische Partei hofft, dass sich die Geschichte im nächsten Jahr wiederholt und dass die Wähler im nächsten Jahr wie schon 2005 enttäuscht die Präsidentschaft übernehmen werden.

„Die Statistik zeigt, dass es sechsstellige Zahlen von Menschen gibt, die nicht arbeitsbereit sind“, sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linemann. „Wenn jemand grundsätzlich nicht arbeitswillig ist, sollte der Staat davon ausgehen, dass er nicht gebraucht wird.“

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