Die 10 Newcomer – nach Marktkapitalisierung geordnet – sind Airbus, Zalando, Siemens Healthliners, Halffresh, Symrise, Sartorius, Porsche Automobile Holdings, Printage, Puma und Kiagen.
Wichtigstes Auswahlkriterium war die Marktkapitalisierung von Unternehmen auf Basis diversifizierter Bestände während der letzten 20 Handelstage im August, so dass Portfolios mit Aktien über 5 % des Gesamtwertes nicht berücksichtigt wurden.
Ein weiteres wichtiges Einstiegskriterium: DAX-Unternehmen müssen jetzt Gewinne verbuchen – eine wichtige Lektion, die ich aus dem Wirecard-Buchhaltungsskandal gelernt habe.
Was ist der Effekt?
Kritiker erwarten keine großen Kursschwankungen durch den größeren deutschen Börsenindex. Richtig ist, dass DAX-gebundene Aktienfonds Änderungen in der Zusammensetzung des Index widerspiegeln müssen. Doch große institutionelle Investoren haben sich in den letzten Wochen ohnehin schon ihre Beteiligungen an neuen DAX-Mitgliedern gesichert, denn die Namen der meisten Newcomer sind seit Monaten bekannt.
Der Ausbau des DAX sei eine förderliche Maßnahme, sagt Jürgen Kurz, Sprecher des Spitzenverbands deutscher Privatanleger DSW. Er stellt jedoch fest, dass die Benchmark in der Branche immer noch ziemlich stark ist, da nur Zalando und HelloFresh zu Delivery Hero im Online-Einzelhandel hinzukommen.
Neu im Gesundheitssektor sind Siemens Healthineers, der Impfstofflieferant Sartorius und das Biotech-Unternehmen Qiagen. Symrise ist das erste DAX-Unternehmen, das die Lebensmittel- und Getränkebranche repräsentiert.
So viel fehlt
Christian Kahler, Investmentanalyst der DZ Bank, kritisiert, dass innovative Unternehmen wie BioNTech nicht im DAX-Index enthalten sind. „Wir haben außer SAP und Infineon keine IT-Firmen oder Big-Tech-Unternehmen im Top-Index – was für den deutschen Markt beispielsweise gegenüber den USA ein großer Nachteil ist“, sagt er der DW.
Ein weiteres Problem lösten die zehn Neuankömmlinge nicht. In fast einem Viertel der Vorstände fehlen Frauen komplett, nur sieben neue Führungskräfte kommen in die Vorstände von DAX-Unternehmen. Merck-Präsident Belen Garijo bleibt der einzige CEO eines im DAX notierten Unternehmens.
Laut Robert Halfer, Kapitalmarktanalyst der Baader Bank, wäre eine weitere Ausweitung des DAX auf beispielsweise 50 Unternehmen bereits eine große Herausforderung, da die Marktkapitalisierung der Aktien anderer Unternehmen sehr gering sei. „Mehr Feuerkraft haben wir in dieser Hinsicht in Deutschland nicht“, sagte er.
Deutschland fehlt noch eine Aktienkultur, wie sie in den angelsächsischen Ländern zu sehen ist. Etwa 90% aller Betriebe sind familiengeführt. Dabei handelt es sich meist um kleine oder mittlere Unternehmen (KMU), die jedoch zusammen 52 % des Gesamtumsatzes deutscher Unternehmen ausmachen.
Darunter befinden sich viele weltweit führende Unternehmen in ihren Tätigkeitsfeldern, wie beispielsweise der Autozulieferer Bosch. Solche Unternehmen seien in der Regel nicht an die strengen Regeln gebunden, die für börsennotierte Unternehmen gelten, sagt Halfer. „Sie gehen lieber ungestört, als alle drei Monate einen detaillierten Zwischenbericht zu erstellen.“
Merck-Chef Belen Garijo wartet noch auf eine zweite weibliche Führungskraft an der Spitze des deutschen DAX
MDax ist jetzt schwächer?
Ob die Expansion des DAX dem kleineren MDax schadet, sagen Experten, ist noch nicht klar. MDax besteht aus mittelständischen Unternehmen und schrumpft von 70 auf 60 Mitglieder. „Die 10 bisherigen Schwergewichte im Index sind verschwunden“, sagte Halfer, was eine vorübergehende Abschwächung des Index bedeuten könnte.
Andererseits sind die verbleibenden MDax-Unternehmen oft flexibler und weisen eine dynamischere Gewinnentwicklung auf. Die jüngsten Entwicklungen zeigen dies deutlich. Während der DAX von 1.000 Punkten im Dezember 1987 auf jetzt rund 16.000 Punkte gefallen ist, ist der MDax auf rund 35.000 Punkte gestiegen und liegt damit auf dem Niveau seines großen Bruders.
Dieser Artikel ist dem deutschen Original angepasst
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