Die Wörter „Optimismus“ und „deutsche Wirtschaft“ zusammen in einem Satz waren lange Zeit selten, doch nun ist der Optimismus in die deutsche Wirtschaft zurückgekehrt. Die heutigen BIP-Wachstumsdaten sind ein natürlicher nächster Schritt zu stärkeren Stimmungsindikatoren und einer Erholung der Aktivität seit Jahresbeginn. Der Kreislauf hat definitiv begonnen, sich zum Besseren zu wenden. Aber bevor wir uns zu sehr aufregen: Selbst nach den heutigen BIP-Daten ist die Wirtschaft noch nicht auf ihr Niveau von Anfang 2022 zurückgekehrt. Tatsächlich tendiert das deutsche BIP-Wachstum seit der russischen Invasion in der Ukraine gegen Null.

Mit Blick auf die Zukunft dürfte die deutsche Wirtschaft weiter an Dynamik gewinnen. Das kräftige Lohnwachstum sollte eine vorsichtige Erholung des privaten Konsums auslösen, und selbst der Lagerzyklus sollte sich allmählich ins Positive drehen. Diese konjunkturelle Verbesserung bedeutet jedoch nicht, dass in Deutschland plötzlich wieder alles in Ordnung ist. Es gibt immer noch viele zyklische Faktoren, die wahrscheinlich zu einem Rückgang der Wirtschaftsaktivität führen werden. Steigende Ölpreise infolge der anhaltenden militärischen Konflikte im Nahen Osten könnten leicht erneut Auswirkungen auf die Industrie und die Exporte haben. Die zunehmende Zahl von Insolvenzen und die Ankündigungen einzelner Unternehmen über anstehende Personalumstrukturierungen erhöhen auch in diesem Jahr das Risiko eines schwachen Arbeitsmarktes. Schließlich werden die bekannten strukturellen Schwächen Deutschlands in Verbindung mit möglichen zyklischen Gegenwinden nicht über Nacht verschwinden und das Tempo einer Erholung bremsen. Wir gehen derzeit davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um etwa 0,3 % wachsen wird.